Bildzyklus ohne Titel, Leim auf Papier
Hände kann man ringen und falten, aber Beine verkeilen und verheddern sich. Hier jedoch sind sie geschmeidig und schmal, gelenkig und filigran. Aus der Verkeilung fliesst der Tanz, aus der Verstrickung die Form und die Skulptur. Melehi schaut den Totentänzern auf die Füsse. Sie stehen fest, sie recken sich in die Höhe und ahmen drohend die Sense ihres Meisters nach. Doch so wie sich Beine und Füsse verdrehen, verdreht sich auch der gewohnte Blick von oben und unten, von weiss und schwarz und von Leben und Tod. Man steht nicht weiss auf schwarz, sondern schwarz auf weiss. Aber es tanzen auch die weissen Beine auf schwarzem Grund. Die Leerfläche ist schwarz und nicht weiss. Der Boden ist schwarz und vielleicht ist er nicht fest, sondern ein Meer bei Nacht und die Füsse sind zu leicht zum Untergehen oder sie tanzen um nicht zu versinken.
Vielleicht aber tanzen sie nicht, diese Füsse, sondern gehen und fliehen, doch wohin? Einmal hin, einmal her, nach oben, nach links und nach rechts. Das ist kein Gehen, es ist ein Trippeln und Tippeln ohne Richtung und doch in vollendeter, sich wiederholender Form. Alles bewegt sich, aber niemand geht fort, alles strebt sehnlich und bleibt doch am Ort.
Also ist es doch ein Tanz.
In aller Regel ruhen, wo die Toten tanzen, die Lebenden. Aber im Tanz sind es vielmehr auch die Lebenden, die den Toten das Lebendige zur Nachahmung aufdrängen. Nicht der Tod formt das Leben, sondern das Lebendige choreographiert die Toten. Dies ist die Hoffnung, die die schlanken Beine von Abdelkader Melehi verkünden.